Zur Desktop Version wechseln
4-liga.com App - Regionalliga Fußball Portal
Zurück zur Übersicht


Domstadtderby zwischen Viktoria und Fortuna weckt die Vorfreude

In der Regionalliga West gibt es einen spannenden Spitzenkampf, denn die Teams von Rot Weiß Essen, Fortuna Köln, Schalke 04 II und Viktoria Köln liegen nur zwei Punkte voneinander entfernt. Alle jagen die Viktoria, auch der Erzrivale Fortuna, der mit einem Auswärtssieg im rechtsrheinischen Teil von Köln einen wichtigen Prestigeerfolg holen möchte. Für einen Talk mit den Fans nahm sich Fortunen-Trainer Uwe Koschinat Zeit. Die Aussagen sind von den „FUSSIFREUNDEN“ zusammengestellt worden.

Am kommenden Samstag um 14 Uhr im Sportpark Höhenberg wird es zum Duell der beiden Kölner Klubs kommen, die im Schatten des allmächtig erscheinenden 1. FC Köln stehen und sich in dieser Spielzeit unbedingt den Aufstieg in die 3. Liga erhoffen. Viktoria hat die finanziellen Mittel, die es erlauben, dass ein qualitativ hochwertiger Kader zusammengestellt werden konnte. Fortuna hat die Tradition, denn von 1974 bis zum Jahr 2000 gehörte der Verein aus der Kölner Südstadt ununterbrochen der zweiten Bundesliga an und war bis vor wenigen Jahren noch der Spitzenreiter in der Tabelle des deutschen Unterhauses. Nun kommt es also zum Duell der beiden Regionalliga-Spitzenklubs, die neben den Ruhrpottvereinen aus Essen und Schalke die besten Chancen im Aufstiegskampf besitzen.

SCF-Trainer Koschinat spricht über die Vorfreude vor diesem Aufeinandertreffen: „Das Kribbeln ist schon da, das wird etwas Besonderes. Ich liebe diese Partien auf Augenhöhe, da ist der Trainer mal richtig als Taktiker gefragt. Das ist nicht ein x-beliebiges Drei-Punkte-Spiel. Da geht es ums Prestige. Wir sind uns der Verantwortung bewusst. In solchen Spielen zeigt sich, ob man als Mannschaft etwas erreichen will. Ich habe bewusst einen Kader mit richtigen Männern zusammengestellt. Denen rutscht das Herz nicht in die Hose. Die größte Herausforderung für mich als Trainer war es, dieses Spiel wochenlang möglichst aus den Köpfen zu verbannen. Das ist uns nicht ganz gelungen, wie man an den Ergebnissen insbesondere zu Hause sieht. Aber auch bei der Viktoria war in den letzten Wochen ja beileibe nicht alles rosarot.“

Durch einen Trainerwechsel gibt es bei vielen Vereinen auch eine Art Aufbruchstimmung. Nach der Trennung zwischen Viktoria und dem Erfolgscoach Heiko Scholz wird mit Spannung erwartet, wie das Team der Viktoria auf diese Situation in diesem wichtigen Spiel reagieren wird. Als Gründe für die Trennung wurde vor allem die enorme Erwartungshaltung des Aufsteigers erkannt. Zu dieser Thematik meint Koschinat: „Unser Physio hat mir das per SMS mitgeteilt. Ich hatte bis dahin keine Signale empfangen, die für einen solchen Schritt sprachen. Ich kann nur Vermutungen anstellen, was da passiert ist. Ich finde es verwunderlich und außergewöhnlich, wie man als Trainer des Tabellenführers in einem solchen Maß in Frage gestellt werden kann. Herr Wernze traf nach eigener Aussage zunächst der Schlag nach dem Rücktritt von Heiko Scholz, drei Stunden später hatte er einen Nachfolger für ihn, der auch noch mit der Führung des Vereins befreundet ist. Das würde mich sehr treffen, wenn das in meinem Fall bei Fortuna so ablaufen würde. Ich denke, wir können das Spiel mit viel mehr Ruhe als die Viktoria angehen.“

Koschinat gilt als ausgewiesener Fachmann des Kölner Fußballs. Deshalb kennt er auch die Situation beim Kontrahenten Viktoria Köln, von dem er eine enorm hohe Meinung besitzt, wenn man seinen Worten lauscht: „Die Viktoria hat viele Spieler in den eigenen Reihen, die aufgrund ihres fußballerischen Könnens nicht in diese Liga gehören.“ Vor allem auch die enorme Spielstärke lobt er ausdrücklich: „Sie betreiben deutlich weniger Aufwand als wir, um zum erfolgreichen Torabschluss zu kommen. Es sieht manchmal so aus, als ob die nichts machen, und sie führen plötzlich mit 2:0. Diese Effizienz geht uns noch ab. Sie haben aber nicht unsere Tempohärte. Beim 2:2 gegen den FC haben beide Trainer ihre Mannschaften sehr offensiv gecoacht. Ich denke, das wird am Samstag nicht der Fall sein, da wird es deutlich defensiver zugehen. Beide werden vorsichtig wie ein Boxer agieren, erst mal die Deckung hoch nehmen. Es wird sehr viel Adrenalin im Spiel sein. Gewinnen wird derjenige, der im richtigen Moment die richtige Lösung parat hat.“

Die Fußverletzung von Viktoria-Spielgestalter Mike Wunderlich wird nun dafür sorgen, dass der Stadtrivale noch unberechenbarer erscheint. Diese Ansicht hat zumindest der Fortuna-Coach: „Ich bin darüber nicht begeistert, denn die Wundertüte wird für mich dadurch viel größer. Die Grundstrategie der Viktoria wird nun sicher eine andere sein.“

Der November neigt sich so langsam dem Ende zu und die Winterpause rückt näher, was auch gleichbedeutend mit einer Transferphase ist, die von der Fortuna ausgenutzt werden könnte. Für Koschinat hingegen stellt sich diese Frage überhaupt nicht: „Nach jetzigem Stand nicht. Das wäre auch ein Vertrauensbruch der Mannschaft gegenüber. Und es ist kein Allheilmittel. Warum sollte man nach einem halben Jahr alles über den Haufen werfen? Es wäre aber fahrlässig, sich nicht umzuschauen. Dann müsste der Neue aber auch eine absolute Verstärkung sein.“

Mit 35 Punkten nach 17 Begegnungen liegt der SC Fortuna Köln auf dem dritten Tabellenplatz und hat zwei Zähler Rückstand auf Spitzenreiter und Lokalrivale Viktoria Köln. Eine formidable Ausbeute, die jedoch nach Ansicht des 41-jährigen Übungsleiters noch steigerungsfähig erscheint. Seine Begründung für diese Annahme: „Das wir so stark starten mit Erfolgen gegen Wuppertal, Lotte oder RW Essen war sicher nicht zu erwarten. Aber wenn man zu Beginn der Saison schon so gut punktet, dann müssten wir jetzt eigentlich fünf Zähler mehr auf dem Konto haben, wenn ich da nur an die Heimspiele gegen Düsseldorf, Kray und Verl denke.“

Mit Matthias Scherz schaut sich derzeit eine ehemalige Ikone des 1. FC Köln bei der Fortuna um. Nach seinem Karriereende 2009 hat der mittlerweile 40-Jährige beim FC in der Karriereplanung der einzelnen Profispieler gearbeitet. Im Jahr 2011 wurde der langjährige FC-Profi aus merkwürdigen Gründen entlassen. Nun sucht er eine neue Herausforderung. Koschinat begründet diese Personalie: „Der Kontakt kam über Klaus Ulonska zustande. Nach dem für ihn unbefriedigenden Ende beim FC macht sich Matthias nun Gedanken über seine Zukunft. Er wollte mal bei einem Viertligisten schauen, wie läuft das Ganze ab. Er hat 15 Jahre Erfahrung auf hohem Niveau im Profigeschäft. Nun überlegt er, wie er dies weiter für sich nutzen kann, eventuell auch als Trainer.“

Seit der bitteren Auswärtsniederlage beim Mittelfeldteam RW Oberhausen kann der zuvor so souverän wirkende Torwart Andre Poggenburg nicht mehr an seine zuvor gezeigte Leistungsfähigkeit heranreichen. Sein Trainer hat dafür eine mögliche Erklärung erkannt: „Andre ist einer der verrücktesten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Er setzt sich selber stark unter Druck. Nach der Partie in Oberhausen war die totale Selbstverständlichkeit raus aus seinem Spiel. Er bekommt aber auch kaum Bälle aufs Tor, er will sich auszeichnen und für die Mannschaft Spiele gewinnen. Und wenn dann nur ein Schuss kommt, und der ist drin, dann hast du ein hohes Frustpotenzial. Manuel Neuer erlebt so etwas bei den Bayern in fast jedem Spiel.“ Dennoch ist er sich absolut sicher: „Aber schon bald wird er sicher auch mal für uns wieder der entscheidende Mann sein.“

Dieses Stadtderby gegen den FC Viktoria Köln besitzt für die Anhänger eine enorm wichtige Bedeutung, da der „Emporkömmling“ vom anderen Rheinufer derzeit dem Traditionsverein aus der Südstadt den Rang abgelaufen hat. Deshalb wird ein kampfbetontes Spiel erwartet. Neben dem Prestige besitzt es jedoch ebenfalls einen enorm hohen sportlichen Wert, da der Sieger bei geeigneter Ergebnislage der anderen Partien, die begehrte Tabellenführung übernehmen könnte. Fortuna-Trainer Koschinat hingegen stellt nach Angaben von „Reviersport.de“ eine klare Forderung an seine Kicker: „Wer am Samstag nicht die Bereitschaft hat, alles für die Fortuna zu geben, der soll sein Trikot abgeben!“

Veröffentlicht: 22.11.2012 16:28 | Autor: Henning Klefisch | Quelle: reviersport.de; fussifreunde.de