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FC Hennef 05: Der etwas andere Regionalligist

Man sollte in der heutigen Welt der Superlative und Metaphern gewiss nicht wieder den Vergleich zu „David und Goliath“ anstellen, wenn von einem Aufsteiger gesprochen wird. Im Fall vom Regionalliga West-Neuling FC Hennef 05 scheint dies jedoch tatsächlich der Fall zu sein. Beim kleinen Verein aus der Stadt mit der berühmten Sportschule ist Bescheidenheit Trumpf, denn Spieler, Trainer und Vereinsverantwortliche gehen allesamt einem geregelten Beruf nach. Das Ziel, den Klassenerhalt zu erreichen, wird durch diesen Fakt noch weiter erschwert, denn in den Duellen gegen die Vollprofis von RW Essen, Viktoria Köln oder auch den Sportfreunden Lotte kann man getrost von ungleichen Vorzeichen sprechen. 4-liga.com-Reporter Henning Klefisch hat sich nun auf die Reise der 30 Kilometer südöstlich von Köln gelegenen Stadt begeben.

FC Hennef 05: Der etwas andere Regionalligist
Drei Meisterschaften in Serie

Etwas abseits der rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf ist die 45.000 Seelen-Gemeinde Hennef beheimatet, die zwischen Siegerland und dem Bergischen Land liegt. Landschaftlich äußerst schön, unweit des sagenumwobenen Drachenfels gelegen, wird hier auch attraktiver Fußball bei den „Nullfünfern“ gespielt. Man muss von der Autobahn-Ausfahrt nicht weit nach Hennef hineinfahren, um hinter einem Baumarkt nach etwa zwei Kilometern Fahrt zum Sportzentrum zu gelangen, wo auch das Stadion liegt. Die Zahlen sprechen klar für sich. So konnte der FC Hennef drei Meisterschaften in der Oberliga Mittelrhein Serie einfahren. Dies war gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Regionalliga West, was in den ersten beiden Fällen jedoch wegen struktureller und finanzieller Gründe vollzogen wurden. Bei den Nullfünfern hat man sich letztlich den Slogan: „Aller guten Dinge sind drei“ zunutze gemacht und steht somit zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der viertklassigen Regionalliga West.

Letzter Tabellenplatz für die „Nullfünfer“

Der Start in die Runde verlief wenig erfolgreich. Nach einer unglücklichen 0:1-Heimniederlage gegen den SC Wiedenbrück gab es vor mehr als 8000 Fans am Aachener Tivoli eine bittere 1:3-Niederlage gegen die gastgebende Alemannia. Allerdings wird diese Niederlage in die Geschichtsbücher des Vereins eingehen. So ging man durch Tobias Günther nach 18 Minuten beim hohen Favoriten und ehemaligen Bundesligisten sowie Europacup-Starter sogar mit 1:0 in Führung. Am letzten Spieltag gab es eine sehr empfindliche 0:8-Heimniederlage gegen die Zweitvertretung des VfL Bochum. Die Vereinsgeschichte des FC Hennef 05 existiert erst seit knapp einem Jahrzehnt. Genauer gesagt seit dem Jahr 2005, wo TuRa Hennef und der FC Geistingen fusionierten. Der Verein unter der Ägide von Vereinsboss Anton Klein ist ausgesprochen breit aufgestellt. So gehören dem Verein 27 Jugend- und fünf Senioren-Teams sowie vier Alte Herren Mannschaften an. Regelmäßig werden Jugendcamps auf den Trainingsplätzen im Sportzentrum Hennef veranstaltet. Für die angehenden Fußball-Lehrer besteht die Möglichkeit, dass man taktische Inhalte auf dem Spielfeld gegen die Kicker des FC Hennef 05 üben kann. Eine Kooperation, die unentgeltlich erfolgt. Das Ehrenamt besitzt eine enorme Bedeutung für die „Nullfünfer“, denn sämtliche Vorstands- und Vereinsmitarbeiter arbeiten ohne Lohn und sind spürbar stolz, dass Sie bei Auswärtsfahrten nach Aachen, Essen oder Oberhausen auch einen Hauch der prominenten Fußball-Welt erleben dürfen. In Hennef herrscht hingegen der Hauch des Provinziellen.
 
Kontakte zu Pierre Brice

Exemplarisch für den großen Idealismus steht hierbei der Pressesprecher Toni Bunte, der aktuell dem Rentnerdasein frönen kann. Nur offiziell, denn 40 Stunden pro Woche für den FC Hennef 05 bedeuten einen absoluten „Fulltime-Job.“ Seine Ehefrau muss die Tugenden Geduld und Verständnis in einer großen Dosierung aufbringen, um keine Ehekrise aufkommen zu lassen. Der ehemalige Musikmanager wohnte beruflich viele Jahre in München, wo er auch solche Größen wie Pierre Brice kennenlernen konnte. Seit mehreren Jahren lebt er nun im Rhein-Sieg-Kreis und investiert sehr viel Zeit für den Aufsteiger aus der „Stadt der 100 Ortschaften“. Wenn man mit ihm die Stadt Hennef passiert, bemerkt man schnell, dass er zugleich beliebt und bekannt ist. Er ist volksnah und lebt und liebt diesen Verein. Er ist authentisch in dem, was er tut. Dies können ihm die Menschen so abnehmen, weil es einfach ehrlich ist.

Selige Erinnerung an DFB-Pokalspiel gegen 1860 München
 
Medial in eine größere Erscheinung getreten ist der Verein im Jahr 2012. Durch einen 3:0-Sieg gegen den FC Erfstadt konnte sich der FCH den Mittelrheinpokal sichern. Dadurch war man automatisch für die Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert, wo man auf den Zweitligisten TSV 1860 München traf. Die Partie ist mit 0:6 im Bonner Sportpark Nord verloren gegangen. In dieser Spielzeit wird mit einem Zuschauerschnitt bis zu 700 Fans pro Partie gerechnet. Es erscheint gut möglich, dass diese Zahl noch nach oben korrigiert werden muss, denn zuschauerträchtige Vereine werden noch in Hennef gastieren. Oder auch im Südstadion von Fortuna Köln, welches als Ausweichstadion dient bei Partien, wo das 2.500 Zuschauer fassende Sportzentrum einfach nicht ausreichen kann.

Veröffentlicht: 26.08.2014 11:59 | Autor: Henning Klefisch | Quelle: Klefisch-Exklusiv | Bild: wflv.de