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FC Viktoria Köln: Der Vorzeigeverein von der „Schäl Sick“

Vielen Gegnern in der viertklassigen Regionalliga West ergeht es in diesen Tagen so, wie dem SSVg Velbert und seinem Trainer Lars Leese, der im Spiel gegen Spitzenreiter Viktoria Köln in vielen Bereichen unterlegen gewesen ist. Die individuelle Qualität konnte sich bei diesem 2:0-Sieg des FCV gegen den Tabellenzwölften vom Niederrhein merklich durchsetzen. Man muss berücksichtigen, dass der rechtsrheinische Verein aus Köln als Aufsteiger aus der fünftklassigen NRW-Liga stammt und sich normalerweise in der neuen Spielklasse erst einmal zurechtfinden muss, was bisher hervorragend gelungen ist.

Für Velbert-Trainer Lars Leese war diese Machtlosigkeit im Spiel gegen den Ball so frappierend, wie er im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ deutlich machte: „Die Kölner haben genug gute Leute, um den Ball schön zirkulieren zu lassen. Für uns wurden die Wege immer weiter.“ Irgendwie setzt sich die Qualität letztlich doch durch. Diese hat Viktoria-Trainer Heiko Scholz definitiv, denn zahlreiche ehemalige, bekannte Profis kicken für den ambitionierten Verein. In diesen Tagen werden die Maßstäbe in der Regionalliga West vom Verein von der „Schäl Sick“ gesetzt, denn spielerisch, taktisch und personell präsentiert sich der Aufstiegskandidat absolut drittligatauglich.

Mit zwei Zählern Vorsprung rangiert Viktoria Köln an der Tabellenspitze vor dem Stadtrivalen aus der Südstadt, dem SC Fortuna Köln, der jedoch eine Partie mehr auf der Habenseite vorweisen kann. Bei genauerer Betrachtung dieser Spielklasse fällt schnell auf, wie prominent diese Liga eigentlich besetzt ist, denn neben den bereits genannten Kölner Vereinen sind noch Traditionsmannschaften, wie Rot-Weiss Essen, der Wuppertaler SV und auch Rot-Weiß Oberhausen angehörig. Auch nicht minder ambitionierte Teams wie die Sportfreunde Lotte oder die gleichnamigen aus Siegen sorgen für eine gewisse Attraktivität im Teilnehmerfeld.

Es gilt als kein Geheimnis, dass Viktoria den Aufstieg in die deutlich lukrativere 3. Liga sich als klares Ziel gesetzt hat. Dadurch würde der lang erhoffte Sprung in den Profifußball gelingen. Offiziell herrscht in der viertklassigen Regionalliga West kein Profistatus, doch bei der Viktoria läuft alles ein wenig anders, da die Mannschaft unter Profibedingungen trainiert und mit einem stattlichen Saisonetat von kolpoltierten 1,3 Millionen Euro ist man Krösus in dieser Spielklasse. Erst vor kurzem ist das Flughafen-Stadion im Sportpark Höhenberg für rund 1,2 Millionen verschönert worden. Der Airport Köln/Bonn ist neben mehreren Gebäudereinigern, Autohändlern und einem Nachtklub einer von mehreren großzügigen Sponsoren. Der unmittelbar größte Geldgeber ist aber zweifelsfrei Franz-Josef Wernze, der mit seiner ETL-Gruppe als Marktführer in der Bundesrepublik für das Gebiet der Steuerberatung gilt. Beim großen Nachbarn 1. FC Köln machte er bundesweit von sich reden, als er mitverantwortlich für die Podolski-Rückkehr gewesen ist. Es scheint so, als hätte man bei der Viktoria von den Fehlern der „rheinischen Diva“ gelernt, um mit einer Gelassenheit und Akribie einen Verein aufzubauen, der in einigen Jahren in der 2. Bundesliga spielen kann. Die Voraussetzungen dafür sind definitiv gegeben, denn neben den monetären Möglichkeiten ist auch Trainer und Ex-Profi Heiko Scholz ein absoluter Hoffnungsträger. Durch seine hervorragenden Kontakte in den Profifußball hat er Akteure wie Alexander Voigt oder auch Andrew Sinkala zur Viktoria lotsen können. Spielmacher ist der bundesweit in die Schlagzeilen geratene Mike Wunderlich, der wegen einer Burn-out-Erkrankung seine Karriere beim Zweitligisten FSV Frankfurt unterbrechen musste und unlängst erklärt hat, dass er sich in seiner Heimatstadt Köln fußballerisch am besten aufgehoben fühlt. Gegenüber „rp-online.de“ lässt er mitteilen: „Derzeit gibt es in meiner Karriere einen kleinen Knick, den ich aber nur als kurzen Stopp ansehe.“ Der Wohlfühlfaktor für Wunderlich ist enorm, da auch sein Vater als Sportchef in Köln-Höhenberg arbeitet. Dieses familiäre Umfeld scheint Wunderlich zu benötigen, um sich richtig wohl zu fühlen. Gewohnt bescheiden tritt auch Manager Wunderlich in diesen Tagen auf, wenn er als Saisonziel bekannt gibt: „Wir wollen unter die ersten Fünf, wenn am Ende mehr herausspringt, wäre das natürlich auch in Ordnung.“ Wenn die Viktoria auch weiterhin so erfolgreich spielen sollte, dann hätte der traditionell realistisch veranlagte Wunderlich gnadenlos untertrieben. Einen Vorwurf würde ihm deshalb jedoch keiner machen.

Veröffentlicht: 07.11.2012 21:05 | Autor: Henning Klefisch | Quelle: www.rp-online.de