Zur Desktop Version wechseln
4-liga.com App - Regionalliga Fußball Portal
Zurück zur Übersicht


Portrait: Kahlisch ist das Synonym von Konstanz

Der Cheftrainer des Regionalligisten Rathenow kann über Otto Rehhagels und Thomas Schaafs Langzeitengagements beim SV Werder Bremen nur müde lächeln. Der 56 Jahre alte Ingo Kahlisch trainiert seit 1989 durchgehend einen Verein, den FSV Optik Rathenow.

Portrait: Kahlisch ist das Synonym von Konstanz
Seit 1989 geht Ingo Kahlisch mit seinem Verein durch dick und dünn. Als er sein Amt antrat, stand sogar die berüchtigte Berliner Mauer noch.



Kahlisch ist aber nicht nur Trainer, auch für einen Teil der finanziellen Mittel sorgt der Übungsleiter, den viele "Mister Optik Rathenow" nennen.



Sein Debüt gab er 1989 in der DDR-Bezirksliga bei der Partie zwischen Motor Babelsberg und Motor Rathenow. Dass dieses Engagement noch heute Bestand haben würde, hätte damals niemand gedacht. Kahlisch hatte seine aktive Karriere wegen einer Meniskusverletzung vorzeitig beendet und startete mit jungen 28 Jahren ins Traineramt.



In seiner Laufbahn hat er natürlich auch schon Alles gesehen. Aufstiege, Abstiege, Erfolge, Misserfolge, Niederlagen, große Siege, Freunden- und auch Trauertränen. "Wichtig ist doch nur, was im Moment passiert und was noch vor uns liegt", sagt Kahlisch, "aktuell basteln wir am zweiten Wunder in Folge."



"Schon der Aufstieg in die Regionalliga war eigentlich undenkbar, wenn man sich zum Beispiel die Möglichkeiten eines BFC Dynamo Berlin anschaut, der in der vergangenen Saison zu unseren Konkurrenten gehörte. Dass wir jetzt nicht in jedem Spiel untergehen, grenzt bei unserer unbekannten Amateurtruppe erneut an ein Wunder", so Kahlisch. Und es sieht gut aus. Sieben Punkte Vorsprung hat man bereits auf die Abstiegsränge.



Sollte der Klassenerhalt besiegelt werden, hätte er auch großen Anteil daran. "Der Nicht-Abstieg wäre der absolute Hammer. Wir haben eine geile Regionalligamannschaft, die richtig gut kicken kann. Früher hieß es immer: 'Der Kahlisch mauert nur'. Heute können wir auch spielerisch mithalten", schwärmt der Langzeittrainer.



Bei der Amtsübernahme sah es allerdings alles andere als rosig um den Verein aus. Die Optik-Werke verschwanden nach der Wende. "Ich stand plötzlich alleine mit nicht einmal elf Spielern da. Trotzdem haben wir in fünf Jahren drei Aufstiege geschafft", erinnert sich Ingo Kahlisch.



Im Gegensatz zu vielen Anderen sieht Kahlisch in der Vergangenheit kaum Veränderungen im Fußball. "Ich baue noch immer auf das Buch 'Modernes Fußballtraining', das die damaligen Tschechoslowaken Ladislav Kacani und Ladislav Horsky 1984 verfasst hatten. Da stehen schon alle späteren Klinsmann-Übungen drin. Sie hießen nur anders. Außer medial hat sich im Trainergeschäft nicht viel geändert. Und unser Grundkonzept besteht auch seit mehreren Jahrzehnten. Erst Arbeit und Schule, dann Fußball. Dabei wird es auch immer bleiben." Bis heute arbeitet er auch noch ohne Co-Trainer.



Der "Dauerbrenner" an der Seitenlinie Rathenows ist trotz seiner Treue heiß begehrt. "Ich hatte jetzt wieder fünf Bewerbungen auf dem Tisch liegen", so der Ex-Profi. "Ohne mich würde aber in diesem Verein nicht mehr viel laufen. Ich hatte mal Angebote von Tennis Borussia Berlin, dem SV Babelsberg 03 und als Amateurtrainer von Energie Cottbus. Dafür hätte ich den Verein aber von heute auf morgen im Stich lassen müssen. Dafür war die Liebe zu Optik einfach zu groß."



Auch ans Aufhören verschwendet Kahlisch keinen Gedanken."Solange ich noch Spaß daran habe und gesund bin, sehe ich keinen Grund zum Aufhören. Meine Jungs halten mich fit." Und Ziele hat er mit seinem Verein auch nach 24 Jahren Amtszeit noch immer. "Ich will einmal den Verbandspokal gewinnen und in den DFB-Pokal einziehen. Da war úns bisher aber immer der SV Babelsberg 03 im Weg. Noch wichtiger ist freilich der Verbleib in der Regionalliga Nordost, in der wir uns etablieren wollen."

Veröffentlicht: 10.04.2013 17:42 | Autor: Johann Sebastian Künzig | Quelle: www. | Bild: nofv-online.de