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Viktoria Köln-Neuzugang Albert Streit: „Ich freue mich auf die Herausforderung“

Der Wechsel von Albert Streit von Alemannia Aachen zu Viktoria Köln sieht auf dem ersten Blick ein wenig merkwürdig aus. Allerdings erklärt sich dieser Transfer dadurch, dass Aachen wahrscheinlich durch die Insolvenz den Zwangsabstieg in die Regionalliga West hinnehmen muss, während Viktoria im Gegensatz äußerst gute Chancen besitzt eben dieser Spielklasse mit einem Aufstieg zu entsteigen. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert Streit sich zu verschiedenen privaten, wie auch sportlichen Themen.

So hat der Wechsel zum Dritten der Regionalliga West nicht nur finanzielle und sportliche Gründe. Auch durch die privaten Veränderungen war ein Wechsel naheliegend geworden, wie Streit „DFB.de“ anvertraut hat: „Ich bin jetzt 32 Jahre alt, wir haben einen kleinen Sohn, Köln ist unsere zweite Heimat geworden.“ Und fügt hinzu: „Wir wollten nicht wieder umziehen.“

Nun ist der Fokus des langjährigen Bundesligaspielers, der allerdings auch zu häufig seinen Namen zum Programm gemacht hat, auf den FC Viktoria ausgerichtet, wo er die klare Zielsetzung schon einmal deutlichst postuliert: „Mit dieser Mannschaft kann es nur ein Ziel geben. Wir wollen aufsteigen. Alles andere wäre doch lächerlich und unglaubhaft.“ Über seine ersten Tage beim rechtsrheinischen Verein weiß er zu berichten: „Es macht großen Spaß. Hier treffe ich auf viele ehemalige Weggefährten. Mit Giovanni Federico, Alexander Voigt oder Andrew Sinkala habe ich zum Beispiel beim 1. FC Köln zusammengespielt. Manuel Glowacz war ein Kollege, als ich in der zweiten Mannschaft von Schalke aktiv war. Das macht mir die Eingewöhnung deutlich leichter.“

Streit ist mit seinen 32 Jahren überaus motiviert und möchte unbedingt so schnell wie möglich wieder in den Profifußball zurückkehren. Auch die Perspektive bei der Viktoria muss passen. Deshalb wiederholt er die Marschroute, wenn er sagt: „Es kann für eine Mannschaft mit unserem Potenzial nur ein Ziel geben: Wir wollen in die 3. Liga aufsteigen.“ Offen gibt er zu, dass sein Fokus bisher eher auf dem großen Fußball gelegen hat, wo er jedoch nicht mehr leistungsmäßig hingehört. Neben seiner Verletzungsproblematik hat dem Techniker zuweilen auch die nötige Einstellung gefehlt. Teilweise gab es egoistische Verhaltensweisen, die ihn nicht unbedingt zum Publikumsliebling haben mutieren lassen. Fußballerisch hat er alle Fähigkeiten. Deshalb demonstriert er auch offen sein Selbstbewusstsein gegenüber „DFB.de“: „Ich habe mich vorher nicht so intensiv damit auseinander gesetzt. Ich kenne die anderen Mannschaften nicht, ich habe eher nach oben geschaut - Bundesliga, Champions League. Aber ich sehe darin kein Problem. Wir sind so stark besetzt. Da sollten wir uns nicht nach anderen richten. Wir sollten nur auf uns schauen.“

Dennoch möchte er sich zunächst auf den möglichen Aufstieg voll und ganz konzentrieren. Über die Folgen eines möglichen Aufstiegs möchte er sich noch keine Gedanken machen: „Nein, solche Gedankenspiele habe ich mir abgewöhnt. Wir wollen jetzt den ersten Schritt machen. Das wird schwer genug. Danach sehen wir weiter. Es bringt nichts, so weit nach vorne zu schauen. Dafür ist das Geschäft zu schnelllebig.“ Als ein Rückblick auf seine Karriere angesprochen wird, hat er besonders zwei Stationen im Blick, die ihm große Freude bereitet haben: „Beim 1. FC Köln war es super. Aber vor allem die Zeit bei Eintracht Frankfurt war wirklich toll. Sportlich war ich da sicher auf dem Höhepunkt, ich war im besten Fußballeralter. Wir haben UEFA-Cup gespielt. Das war riesig, daran erinnere ich mich immer gerne.“

Da seine Karriere bekanntlich extrem wechselhaft verlaufen ist, ist auch die Station beim FC Schalke in Erinnerung geblieben, wo er sich ein Image als Abzocker aufgebaut hat und nun auch ehrlich einräumt, dass er Fehler begangen hat: „Ganz bestimmt. Sportlich war es sicher eine verlorene Zeit. Aber ich bin ganz ehrlich: Ich möchte überhaupt nicht mehr darüber sprechen. Es ist alles geschrieben worden, es ist alles bekannt, für mich ist das Thema erledigt. Es war schlimm für mich persönlich. Das kann sich doch jeder vorstellen. Jetzt schaue ich nur noch nach vorne. Ich freue mich auf die Herausforderung bei Viktoria. Die Zeit bei Alemannia zuletzt war ein Neuanfang für mich. Schade, dass es dort nicht weitergehen konnte.“

Ein wenig verwunderlich mag der Wechsel von Streit von der 3. in die 4. Liga sicherlich erscheinen, da er sportlich sogar durchaus Zweitliganiveau vorweisen könnte. Beweis dafür ist zweifelsfrei auch, dass er vom Fachmagazin Kicker sogar zum notenbesten Spieler in der Hinrunde gewählt worden ist. Eine Auszeichnung, die zeigt, welch großes, sportliches Potential Streit aufweisen kann. Diese Anerkennung löst in ihm eine enorm große Freude aus: „Ja, und darüber freue ich mich natürlich. Es ist eine Bestätigung der Mühe. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Und das brauche ich, um meine beste Leistung abrufen zu können.“

Dennoch sieht er durchaus auch einige Schwierigkeiten in der neuen Spielklasse auf ihn zukommen, wo er auch seine ehemaligen Mitspieler vom FC Schalke 04 II treffen wird: „Ich hatte auch Anfragen aus höheren Spielklassen. Aber es wird sicher nicht leicht für mich in der Regionalliga. Je weiter man nach unten geht, desto schwerer wird es für einen technisch visierten Spieler. In der Bundesliga wird vieles spielerisch gelöst. In der Regionalliga gibt es auch andere Wege, um den Gegner vom Ball zu trennen. Das wird noch mal eine ganz neue Herausforderung. Außerdem kann man bei der Viktoria ebenfalls vernünftiges Geld verdienen. Denn eines ist doch auch klar: Auf diesem Niveau spielt heutzutage keiner mehr umsonst.“

Gewiss waren auch private Gründe für das Engagement in Köln ausschlaggebend, denn seine Familie hat eine Wichtigkeit eingenommen, die ihn hat ruhiger und gelassener werden lassen. Deshalb hat auch sein Nachwuchs eine entscheidende Rolle gespielt: „Natürlich. Ich wollte meiner Familie nicht einen erneuten Umzug zumuten. Wir leben jetzt seit eineinhalb Jahren in Köln, das ist unsere zweite Heimat geworden. Wir haben einen kleinen Sohn. Ich möchte nicht wieder weggehen. Ich möchte erleben, wie er aufwächst.“ Explizit möchte er den FC Viktoria Köln nicht als seine letzte Station als Fußballprofi bezeichnen, da er erst einmal im Hier und Jetzt leben möchte und schauen will, was denn tatsächlich möglich erscheint in Zukunft. Zuviel hat Albert Streit in seiner Karriere schon miterlebt, als dass er etwas Definitives verlauten lassen kann. Zunächst einmal steht der gewünschte Aufstieg des FC Viktoria Köln in seinem Fokus.

Veröffentlicht: 15.01.2013 16:10 | Autor: Henning Klefisch | Quelle: dfb.de